André Shepherd

André Shepherd

Preis "Frieden aus Überzeugung" 2009 für US-Deserteur André Shepherd

Dankesrede des Preisträgers

von André Shepherd

Am 7. Februar 2009 erhielt der US-Deserteur André Shepherd den Friedenspreis des Munich American Peace Committee. Er wurde ihm im Rahmen der Demonstration "NATO Abschaffen" gegen die sogenannte Sicherheitskonferenz der NATO verliehen. Mit folgendem Redebeitrag bedankte sich André Shepherd für den Preis. (d. Red.)

Meine Damen und Herren, Freunde, Mitstreiter und Mitstreiterinnen, und Würdenträger und Würdenträgerinnen, ich möchte Sie begrüßen und für Ihre Teilnahme an diesem wichtigen Ereignis danken. Ich möchte diesen Preis nicht nur im eigenen Namen entgegennehmen, sondern auch im Namen aller Einzelpersonen und Organisationen, die sich den von den Mächtigen begangenen Verbrechen gegen die Menschheit entgegengestellt haben. Die unermüdlichen Bemühungen derjenigen, die Widerstand leisten, haben Umstände geschaffen, die es einem ermöglichen, sich vorzustellen, dass es vielleicht Licht am Ende des Tunnels gibt.

Obwohl der heutige Augenblick ein Zeitpunkt der Anerkennung ist, kann ich gar nicht genug betonen, wie unbedingt notwendig es ist, dass wir weiterkämpfen. Während ich spreche werden weitere unaussprechliche Gräuel über die Opfer des sogenannten „Kriegs gegen den Terror“ gebracht. Ich betone dieses Ereignis, weil es nicht nur diejenigen betrifft, die jenen unbesonnenen Kampf persönlich erlebt haben, sondern jeden von uns betroffen hat. Wie leicht haben Furcht vor und Misstrauen gegenüber Völkern, die wir nicht einmal im Ansatz verstehen, Ereignisse ausgelöst, die jetzt völlig aus dem Ruder gelaufen sind. Millionen sind gestorben, weitere Millionen leiden an lebenslangen Verletzungen, unzureichender Infrastruktur, Krankheiten, Unterernährung, und den Auswirkungen des abgereicherten Urans, oder fliehen jetzt aus ihren Heimatländern, und müssen befürchten, niemals zurückkehren zu können. Das Leben der Völker des Iraks, Afghanistans, Pakistans, Syriens, des Gazastreifens, und selbst beträchtlicher Teile der Bevölkerungen der NATO-Länder, wurde von den Ereignissen der vergangenen acht Jahren zerschlagen. Ich muss fragen: Nach all dem Sterben und Leiden, das unser Leben verwüstet hat, was haben wir denn erreicht? Wem hat es genutzt, den Sand des Mittleren Ostens und die Berge Afghanistans mit Blut zu tränken? Was ist unser Ziel? Nachdem ich die vernichtenden Auswirkungen von Krieg gesehen habe, und nachdem ich Beweise, welche die Regierungen zur Auslösung dieser Konflikte benutzt haben, nochmals überprüft habe, komme ich notwendigerweise zum Schluss, dass es keine Rechtfertigung für die Fortführung dieser Gräueltaten gibt. Wir müssen diese Massaker sofort beenden!

Den Soldaten, welche die Aufforderung zum Krieg verweigert haben, egal aus welchem Land Ihr kommt, sage ich: Gebt niemals auf. Obwohl viele von uns ungerechterweise dafür angeklagt und eingesperrt worden sind, dass wir das Richtige getan haben, müssen wir weitermachen. Tausende sind schon aus Protest gegen die imperialistischen Abenteuer unserer Länder aus unseren jeweiligen Streitkräften desertiert, und jeden Tag schließen sich mehr an. Wir werden weiter kämpfen, um denjenigen Einhalt zu gebieten, die gegen die Rechte der Menschheit verstoßen.

In letzter Zeit haben wir von einigen Führern das Versprechen gehört, dass „der Wandel kommt“. Aber uns wurde nicht konkret gesagt, welche Art von „Wandel“ wir erwarten dürfen. Ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber mich beunruhigt das. Wir sind zwar vernünftige Leute, und bereit, jemandem Gelegenheit zu geben, sich zu beweisen, aber wir dürfen nicht der Versuchung nachgeben, zu glauben, dass alles von selber besser wird. Wir müssen uns alle auf die Hinterbeine stellen, und unsere politischen Führer unter Druck setzen, auf unsere Forderungen zu hören, Lösungen ohne Waffengewalt anzustreben. Die Anwendung von Gewalt ist ein verheerendes Werkzeug, das nur als letzter Ausweg ergriffen werden sollte, und selbst dann dürfen wir es nur widerwillig und schweren Herzens benutzen. Die Führer und Führerinnen dieser Welt müssen unbedingt erkennen, dass sie ihren Staatsbürgern gegenüber ehrlich vom Wesen dieser Konflikte berichten müssen. Allzu oft sind unsere Männer und Frauen der Streitkräfte als Werkzeuge benutzt worden, um Ziele zu fördern, die nur den Mächtigen dienen. Freunde, ich bitte jeden von Euch, neben Euren Mitmenschen zu stehen, Eure Stimmen ganz laut zu erheben, und den Personen in jenem Hotel wissen zu lassen, dass ihre Kriegspolitik zu nichts führt, dass wir dieses Blutvergießen nicht mehr dulden werden, und dass wir weiter kämpfen werden, bis die Regierungen der Welt einer Friedenspolitik folgen! Danke.

 

André Shepherd: Dankesrede für die Verleihung des Friedenspreises des Munich American Peace Committee, 7. Februar 2009. Übersetzung: Tim Slater

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