Rundbrief »KDV im Krieg« - Juni 2019

Rundbrief »KDV im Krieg« - Juni 2019

Arbeit von Connection e.V.

April bis Juni 2019

von Franz Nadler und Rudi Friedrich

Besuch aus Kolumbien

Der als Politologe an der Universidad Nacional de Colombia tätige Martín Rodríguez war vom 23.-30. April auf Einladung von Connection e.V. und der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) Mainz zu Besuch in Deutschland. Gleich zu Beginn seines Aufenthaltes berichtete er auf einer Veranstaltung in Mainz ausführlich über den Friedensprozess in Kolumbien und die Kriegsdienstverweigerung. Wir konnten die Gelegenheit nutzen, um mit ihm ein ausführliches Interview zu führen.

Darüber hinaus sprach Martín Rodríguez auf den Ostermärschen in Mainz, Bruchköbel und Frankfurt am Main. Er prangerte dort insbesondere die derzeitige Regierung in Kolumbien an: „Sie schürt weitere Konflikte, um ihre Korruption zu verdecken und um sich nicht für die Verbrechen verantworten zu müssen, die in den letzten 60 Jahren in Kolumbien begangen wurden.“ Er rief dazu auf, Menschenrechtsorganisationen und Aktive für den Frieden zu unterstützen: „Wir appellieren an Eure Solidarität und Unterstützung! Steht uns Kriegsdienstverweigerern zur Seite! Wir wollen nicht, dass der Krieg in unser Land zurückkehrt! Deshalb weigern wir uns, zu den Waffen zu greifen. Deshalb verweigern wir uns dem Zwangsdienst im Militär!“

Zum Abschluss seiner Reise machte er Abstecher nach Hamburg und Berlin, um sich dort mit Aktiven von Peace Brigades International (pbi), der Kolumbienkampagne Berlin und kolko e.V. auszutauschen.

Weiter on tour

Rudi Friedrich und Talib Richard Vogl werden weiter mit ihrer Szenischen Lesung zu Desertion und Militärstreik im I. Weltkrieg unterwegs sein. Die nächsten Veranstaltungen finden noch vor der Sommerpause in Darmstadt und der Neuwagenmühle statt. Auch im Herbst sind noch weitere acht Veranstaltungen vorgesehen.  Die nächsten Termine finden sich auf https://de.Connection-eV.org/veranstaltungen

Ruslan Kotsaba verzichtet auf Friedenspreis

Der Aachener Friedenspreis hatte bekanntgegeben, 2019 unter anderem den Journalisten und Kriegsdienstverweigerer Ruslan Kotsaba mit dem Aachener Friedenspreis auszuzeichnen. Wenig später wurde bekannt, dass Ruslan Kotsaba 2011 ein Video veröffentlicht hatte, in dem er unter anderem erklärte, „die Juden haben Stalin und Hitler herangezüchtet“. Das Video wurde später von ihm um einige Passagen, auch dieser, gekürzt, war jedoch 2018 erneut von anderer Seite in voller Länge ins Netz gestellt worden. Der Vorstand des Aachener Friedenspreis zog aufgrund dessen die Preisverleihung zurück. Er sah es nicht als ausreichend an, dass sich Ruslan Kotsaba nun für die damaligen Äußerungen öffentlich in aller Form entschuldigte. „Man wolle nur ‚eindeutig preiswürdige‘ Menschen auszeichnen.“ Eine endgültige Entscheidung sei der Mitgliederversammlung vorbehalten.

Connection e.V. hatte Ruslan Kotsaba 2015 bis Anfang 2018 unterstützt. Er war nach öffentlichen Äußerungen gegen den Krieg im Osten der Ukraine im Februar 2015 verhaftet und wegen „Landesverrat“ und „Behinderung der rechtmäßigen Aktivitäten der Streitkräfte der Ukraine“ angeklagt und verurteilt worden. Das Video aus dem Jahr 2011 war uns in all dieser Zeit nicht bekannt und seine darin enthaltenen Aussagen erschrecken und verstören zutiefst. Heute sagt er, so die Frankfurter Rundschau am 11.5.2019, „Ich schäme mich, ich weiß nicht, mit welchen Worten ich ausdrücken kann, wie leid es mir tut, ich würde so etwas nie wieder sagen.“

In der Arbeit von Connection e.V. arbeiten und unterstützen wir immer wieder Menschen, die einen Bewusstseinswandel erleben. Immer wieder sprechen wir mit ehemaligen Soldaten und Soldatinnen, die sich aufgrund ihrer Erfahrungen dazu entscheiden, fortan den Dienst zu verweigern oder zu desertieren. Sie sind wichtige Zeugen und Zeuginnen für die Verheerungen einer Kriegspolitik. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Ländern, haben sehr unterschiedliche Hintergründe. Es eint sie die Ablehnung der kriegerischen Gewalt. Das ist für uns letztlich entscheidend, ob wir eine Person unterstützen oder nicht.

Inzwischen hat Ruslan Kotsaba von sich aus auf den Friedenspreis verzichtet. Wir begrüßen das.

Aktion zu Eritrea

Zum Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung setzten wir in diesem Jahr einen Schwerpunkt auf die Situation in Eritrea. Anlass dafür war ein Projekt der Europäischen Kommission, das auch darauf baute, Zwangsdienstleistende einzusetzen. Auf internationaler Ebene wird nicht nur das fehlende Recht auf Kriegsdienstverweigerung  moniert, sondern auch auf die sklavereiähnlichen Verhältnisse im Militärdienst für Männer und Frauen hingewiesen. Wir berichten ausführlich im Rundbrief darüber.

Sommerpause

Sommerpause machen wir dieses Jahr vom 15. Juli bis 2. August.

Franz Nadler und Rudi Friedrich: Arbeit von Connection e.V., 12. Juni 2019. Der Beitrag wurde veröffentlicht in: Connection e.V. (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, Ausgabe Juni 2019

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