Kriegsdienstverweiger*innen in der Türkei brauchen Ihre Unterstützung, um ihren Kampf fortzusetzen

Newsletter März 2024

von Conscientious Objection Watch

(11.03.2024) Wir schreiben Ihnen, um Sie noch einmal über unsere Spendenaktion zu informieren und um Ihre Unterstützung zu bitten. Als Conscientious Objection Watch haben wir im Jahr 2023 viele Anträge von Kriegsdienstverweiger*innen erhalten. In diesen Anträgen baten die meisten Verweiger*innen um Informationen über die Menschenrechtsverletzungen und Einschränkungen, die sie erlebt haben, und baten um Unterstützung durch unsere Organisation. In der Türkei waren im Jahr 2023 die häufigsten Menschenrechtsverletzungen/Einschränkungen, denen Verweiger*innen ausgesetzt waren, Verletzungen des Rechts auf Arbeit und Einschränkungen der Freizügigkeit. Aufgrund der Nichtanerkennung des Rechts auf Kriegsdienstverweigerung sind Kriegsdienstverweiger*innen in der Türkei ständig dem "zivilen Tod" ausgesetzt, wie er vom EGMR definiert wird.

Im Folgenden veröffentlichen wir einen Brief von Hüseyin Civan, einem Kriegsdienstverweigerer mit denen sich Conscientious Objection Watch solidarisch zeigt, an Sie geschrieben hat. Wir brauchen Ihre wertvolle Unterstützung, um Kriegsdienstverweiger*innen in der Türkei nachhaltigen rechtlichen Beistand zu leisten und unser Eintreten für das Recht auf Kriegsdienstverweigerung zu stärken.

Wir hoffen, dass Sie dem Spendenaufruf von Hüseyin Civan, einem Kriegsdienstverweigerer aus der Türkei, für unsere Organisation folgen werden.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

Conscientious Objection Watch Team

***

„Kriegsdienstverweiger*innen setzen ihren Kampf gegen die militaristische Kultur und Gewalt in der Türkei unter sehr schwierigen Bedingungen fort“

Hallo zusammen, ich bin Hüseyin Civan. Ich engagiere mich seit 2009 im antimilitaristischen Kampf. Als Anarchist bin ich Kriegsdienstverweigerer geworden, weil ich das Massaker an den Unterdrückten in jedem Krieg ablehne, den die Mächte für ihre eigenen Interessen führen; um zu verhindern, dass mein Wille unterdrückt und unter dem Joch einer Macht gefangen gehalten wird, an die ich nicht glaube; und weil ich mich weigere, dass die Armeen das Leben unzähliger Brüder und Schwestern durchdringen.

Kriegsdienstverweiger*innen setzen ihren Kampf gegen die militaristische Kultur und Gewalt in der Türkei unter sehr schwierigen Bedingungen fort. Die Situation, die wir den „zivilen Tod“ nennen, ist vielleicht die intensivste und sichtbarste Form dieses Drucks.

Als Kriegsdienstverweigerer konnte ich meine Ausbildung, auf die ich mein Leben aufgebaut habe, nicht fortsetzen. Da Kriegsdienstverweiger*innen in der Türkei die Militärdienstpflicht nicht erfüllen, können sie ihre Ausbildung nicht beenden. Ich kann nicht in sozialversicherten Berufen arbeiten. Denn in der Türkei ist es illegal, einen „Mann“ einzustellen, der seinen militärischen Pflichtdienst nicht erfüllt hat. Dieses Verfahren, das mich dazu zwingt, in nicht registrierten und kurzfristigen Jobs zu arbeiten, hat nicht nur direkte Auswirkungen auf mich, sondern auch auf meine Familie. Aufgrund der regelmäßigen Identitätskontrollen durch Polizei und Gendarmerie bei Reisen innerhalb und außerhalb der Stadt verzichte ich auf das Reisen. Weil ich als Kriegsdienstverweigerer von diesen Identitätskontrollen und endlosen Fragen zermürbt werde. Eine einfache Reise wird zu einer Herausforderung und Belastung für mich und die Familie, mit der ich reise. Viele juristische Verfahren, wie die gegen mich eingereichten offiziellen Dokumente, die verhängten Bußgelder und die eingeleiteten Ermittlungen, machen mein Leben als Kriegsdienstverweigerer zunehmend schwieriger, zusätzlich zu den Einschränkungen und dem Druck, dem ich in meinem täglichen Leben ausgesetzt bin.

In der Türkei leistet Conscientious Objection Watch eine besonders wichtige Arbeit, um diese Rechtsverletzungen, die wir Kriegsdienstverweiger*innen erleben, sichtbar zu machen, um uns die rechtliche Unterstützung zu geben, die wir brauchen, und um unsere Existenz zu sichern. Im Zeitalter der Kriege, in dem sich der Militarismus in allen Gegenden mehr und mehr durchsetzt, macht Conscientious Objection Watch sichtbar, was Verweiger*innen in der Türkei durchstehen müssen, solidarisiert sich mit ihnen und tritt, trotz aller Schwierigkeiten, für das Recht auf Kriegsdienstverweigerung ein.

Die Sichtbarmachung von Rechtsverletzungen und Solidarität mit dem Kampf von Kriegsdienstverweiger*innen wie mir, ist sehr wichtig. Angesichts des zunehmenden politischen Drucks in unserer Region, der sozialen Befriedung, der verschiedenen Formen von Gewalt, die zum Leben gehören, ist die Unterstützung von Conscientious Objection Watch sehr wichtig für uns.

Für den Frieden zu sein und den Frieden zu verteidigen ist kein Verbrechen. Kriegsdienstverweigerung ist ein Menschenrecht. Als Kriegsdienstverweigerer aus der Türkei rufe ich Sie dazu auf, für Conscientious Objection Watch zu spenden, die als einzige Organisation in der Türkei diejenigen verteidigt, die für den Frieden sind und Kriegsdienstverweiger*innen unterstützt.

In Solidarität,

Hüseyin Civan

Conscientious Objection Watch: Conscientious Objectors In Turkey Need Your Support to Continue Their Struggle, versendet via Email am 11.03.2024. Aus dem Englischen übersetzt von Marah Frech.

Stichworte:    ⇒ Kriegsdienstverweigerung   ⇒ Projektberichte   ⇒ Türkei   ⇒ Wehrpflicht