USA: Kriegsdienstverweigerer Stephen Funk nach Camp Lejeune überstellt

von Rechtshilfekomitee für Stephen Funk

Am 10. September wurde Stephen Funk von der Marineeinheit unter Bewachung ins Camp Lejeune nach North Carolina gebracht, wo er seine Haft wegen Unerlaubter Abwesenheit vom Militär während des Irakkrieges antritt. Im Militärgefängnis von North Carolina wurden schon während des Golfkrieges 1991 Dutzende von Kriegsdienstverweigerern aus der Marine inhaftiert und schikaniert.

Ein bedeutender und wichtiger Sieg für Funk war, dass ihn das Militärgericht in New Orleans bezüglich der Anklage wegen Desertion am 6. September freisprach. Dennoch hielt ihn das Gericht wegen der geringer wiegenden Straftat der Unerlaubten Abwesenheit für schuldig, da er sich nicht bei seiner Einheit in San Jose in Kalifornien gemeldet hatte. Das Gericht verurteilte ihn zu einer sechsmonatigen Haftstrafe, unehrenhafter Entlassung, einer Degradierung zum Rang eines Gefreiten und dem Entzug von zwei Drittel des Soldes für sechs Monate. "Das Gericht erkannte die Tatsache an, dass er kein Deserteur ist, da er beantragt hatte, als Kriegsdienstverweigerer aus dem Militärdienst entlassen zu werden", sagte Aimee Allison, eine Verweigerin des Golfkrieges 1991.

Das Rechtshilfekomitee für Stephen Funk und andere UnterstützerInnen sehen nun ihre Hauptaufgabe darin, sich um das Wohlergehen von Stephen während seiner Haft zu kümmern. Als Homosexueller und wegen seiner offenen Kritik am Krieg sieht er sich einem besonderen Risiko gegenüber.

Nach den bisherigen Erfahrungen von Verweigerern, die in Camp Lejeune einsaßen, werden Gefangene, wie bereits in der Grundausbildung, einer erneuten Indoktrination unterzogen und dazu gezwungen, die militärischen Regeln im Gefängnis einzuhalten. Während des Golfkrieges 1991 waren Kriegsdienstverweigerer zahlreichen Schikanen und Beschimpfungen ausgesetzt. Nach Angaben des Golfkriegsverweigerers Erik Larsen, wurde er als Gefangener dazu gezwungen, Slogans zu schreien, wie "Blut lässt das Gras wachsen, Matrosen lassen das Blut fließen!" Larsen war 1991 zu einer sechsmonatigen Haftstrafe wegen Unerlaubter Abwesenheit verurteilt worden, die er in Camp Lejeune absaß.

"Ich hoffe, dass die Vorgesetzten der Marine Stephen fair behandeln werden. Keine Beschimpfung oder Schikane kann akzeptiert werden. Stephen darf nicht stundenlang stramm stehen müssen, ihm dürfen keine Hand- oder Fußketten angelegt werden, er darf keinen abfälligen oder rassistischen Sprüchen ausgesetzt werden", sagte Larsen.

1991 verbrachte der Verweigerer Jeff Paterson seine Untersuchungshaft in einem Gefängnis in Pearl Harbor. Er sagte: "Der einzige Grund, warum ich im Gefängnis nicht schikaniert wurde, war: Meine Unterstützer hatten sich laut und vernehmlich für mich geäußert."

Funks Anwalt, Stephen Collier, sprach mit dem Kommandeur des Gefängnisses von Camp Lejeune, Offizier Laird: "Ich habe darum gebeten, dass Stephen in der sichersten Umgebung untergebracht wird. Stephens Fall hat viel Aufmerksamkeit bei den Medien erhalten. Es könnte daher Wachhabende und andere Gefangene geben, die ihm feindlich gesinnt sind." Laird hat Collier zugesichert, dass keine Schikanen toleriert würden.

UnterstützerInnen können direkt an Stephen Funk schreiben:

Stephen Funk, Building 1041, PSC 20140, USA-Camp Lejeune NC 28542

Protestschreiben können gerichtet werden an:

George W. Bush, The White House, 1600 Pennsylvania Av., USA-NW Washington, DC 20500, Fax: 001-202-4562461

Stephen Funk Legal Defense Committee and Supporters: Conscientious Objector Marine Stephen Funk transferred to Camp Lejeune. 11. September 2003. Übersetzung: Rudi Friedrich. Der Beitrag wurde veröffentlicht in: Connection e.V. und AG »KDV im Krieg« (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, Ausgabe Januar 2004.

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