Sofia Orr. Foto: Oren Ziv

Sofia Orr. Foto: Oren Ziv

"Es gibt keine militärische Lösung für ein politisches Problem"

Israelische Kriegsdienstverweigerin geht an die Öffentlichkeit

(30.12.2023) Ich habe bereits vor dem Krieg die Entscheidung getroffen, zu verweigern. Ich habe diese Entscheidung getroffen, weil ich mich weigere, Teil der gewalttätigen Unterdrückungs- und Apartheidpolitik der israelischen Armee (IDF) zu sein und Teil dieses endlosen Kreislaufs des Blutvergießens. Ich verweigere, weil es keine militärische Lösung für ein politisches Problem gibt. Und jetzt, mit dem Krieg, ist das deutlicher denn je geworden. Deshalb ist meine Verweigerung für mich wichtiger denn je.

Ich habe mich auch dazu entschieden, in sehr öffentlicher Art und Weise zu verweigern, in der Hoffnung, die israelische Gesellschaft zu erreichen, insbesondere junge Menschen, um ihnen zu zeigen, dass Verweigerung eine Option ist und dass Frieden eine Option ist. Die einzige Option. Denn es gibt hier 7 Millionen Palästinenser*innen und 7 Millionen israelische Jüd*innen, und niemand kann hier irgendwohin gehen.

Die israelische Gesellschaft ist in der Tat extrem militaristisch. Eine Verweigerung wird in keinster Weise akzeptiert. Ich werde eine Verräterin genannt, eine sich selbst hassende Jüdin. Man wünscht mir, dass ich vergewaltigt oder getötet werde.

Und seit Kriegsbeginn ist es noch schlimmer geworden. Es hat einen Rechtsruck gegeben, und die Rechten waren schon vorher stark. Ich mache mir große Sorgen. Aber selbst wenn nur ein einziger Mensch meine Worte hört und sie ihn zum Nachdenken bringen, dann ist es das wert. Und ich bin bereit, die Konsequenzen zu tragen.

Video-Erklärung von Sofia Orr, veröffentlicht in Aljazeera, 30. Dezember 2023. https://twitter.com/AJEnglish/status/1741098999464013883

Stichworte:    ⇒ Krieg   ⇒ Kriegsdienstverweigerung