15. Mai: Internationaler Tag der Kriegsdienstverweigerung

15. Mai: Internationaler Tag der Kriegsdienstverweigerung

Ich laufe für den Frieden von Roboskî nach Ankara!

von Halil Savda

Wir befinden uns in der Türkei zur Zeit an einem historischen Scheideweg zwischen Krieg und Frieden. Aufgrund des seit 30 Jahren anhaltenden Krieges fließt täglich Blut. Fast täglich wird in den Massenmedien über Tod und Beerdigungen berichtet.

Menschenrechtsaktivisten, Kriegsgegner und Friedensaktivisten müssen für den Frieden neue Widerstandsformen entwickeln, sonst wird dieser Krieg uns weiterhin beschmutzen und schmerzen.

Das Roboskî –Massaker, das uns der (türkische) Staat als einzige sicherheitspolitische Möglichkeit vorgibt, um den Krieg zu beenden, ist tatsächlich ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die kurdische Frage kann nicht mit mehr Sicherheitsmaßnahmen gelöst werden, sondern mit mehr Freiheit und mehr Frieden. Selbstverständlich bedeutet mehr Frieden mehr Brot. Weil das Brot der Bevölkerung, ihr Schweiß und ihr Geld für Waffen, Soldaten und Sicherheitsorganisationen ausgegeben wird, ist für das alltägliche Brot immer weniger vorhanden. Die Forderung auf das "Schweigen der Waffen“ ist eine Haltung gegen das gegenwärtige "Sicherheitsverständnis“ der Regierung.

Aus dem Grunde werde ich am 1. September 2012, am Weltfriedenstag, meinen Lauf (1.300 km) von Roboskî nach Ankara beginnen und für den Frieden 40 Tage unterwegs sein.

Während dieses Laufes werde ich in jeder Stadt die vom Krieg verursachten Menschenrechtsverletzungen mit der Öffentlichkeit teilen.

Krieg ist nicht unser Schicksal; es kann nicht sein!. Wir können den Krieg stoppen, wir müssen es!

Ich glaube an die Worte von Mahatma Gandhi, der sagte: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir für diese Welt wünschst.“ Die Veränderungen, die ich auf dieser Welt will, werde ich mit diesem Lauf „bei mir selbst" vornehmen. Ich wähle diese Art der Reaktion auf die Ungerechtigkeit. Seit dem ich für den Frieden kämpfe, fühle ich mich den Worten von Martin Luther King verpflichtet, der sagte: "Dunkelheit kann Dunkelheit nicht vertreiben; nur Licht kann das. Hass kann Hass nicht vertreiben; nur Licht kann das." Um den Krieg sichtbar zu machen, um die Hoffnung auf Frieden zu vermehren, um die Konfliktparteien an Frieden und das Leben zu erinnern, laufe ich.

Der Gedanke, für den Frieden zu laufen, ist nicht neu: Bereits im Jahre 1930 lief der geistige und politische Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung Mahatma Gandhi eine Strecke von 400 km gegen die Abschaffung der "Salzsteuer", die die britische Kolonialmacht eingeführt hatte. Damit wurde er Vorläufer für die Aktionsform gewaltfreier Widerstand.

Während des Balkankriegs im Jahre 1995 versuchten Bosnier/innen die 110 km Strecke durch die Wälder in Richtung Tuzla zu laufen, um dem Massaker von Srebrenica zu entkommen. Viele von ihnen wurden dabei getötet. Seitdem wird diese Strecke „Todesweg“ genannt. Und jedes Jahr findet auf dieser Weg ein 3-tägiger Lauf statt, um den „Todesweg“ in einen „Friedensweg“ zu wandeln.

Auf der Strecke, die ich laufen werde, sterben seit 30 Jahren Soldaten, Guerillas und wie in Roboskî viele Zivilisten.

Ich habe die Hoffnung auf Frieden immer beibehalten. Soweit meine Kraft und Fähigkeiten dies erlaubten, habe ich keinen Moment gezögert, meinen Beitrag dafür zu leisten, damit sich der Frieden auf diesem Boden verbreitet - auch wenn der Preis dafür das Gefängnis ist. Diesmal werde ich mich auf dem Weg machen, um meinen inneren Frieden zu finden.

Ich glaube an die Möglichkeit an einer Welt ohne Gewalt.

Wenn ich mit diesem Lauf einen Beitrag dazu leisten kann, dass der Friedenswille mit lauter Stimme Gehör findet, und der „Weg des Todes“, der in Roboskî beginnt, sich in den „Weg des Lebens“ wandelt, dann wäre ich glücklich.

Ich mache einen kleinen Schritt; diesen Schritt können wir gemeinsam vergrößern!

Halil Savda: Ich laufe für den Frieden von Roboskî nach Ankara! 1. September 2012. Mehr Informationen unter http://www.facebook.com/groups/olumyolundabarisyuruyuscusu/?ref=ts. Der Beitrag wurde veröffentlicht in: Connection e.V. und AG »KDV im Krieg« (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, Ausgabe November 2012

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