Türkei: Zu den Misshandlungen von Halil Savda
(02.02.2007) (2. Februar 2007) Mein Klient Halil Savda wurde am 7. Dezember 2006 im Gerichtssaal verhaftet, als er an seinem Prozess zu seiner Kriegsdienstverweigerung teilnahm.
Am nächsten Verhandlungstag, dem 25. Januar 2007 wurde er vorläufig auf freien Fuß gesetzt, zugleich aber der 8. Panzerbrigade in Tekirdag überstellt. Obwohl er ein Kriegsdienstverweigerer ist, dies in einem vorhergehenden Verfahren bereits erklärt hatte und deshalb verurteilt worden war, wurde er erneut dazu aufgefordert, eine Uniform zu tragen. Halil Savda wiederholte, dass er Kriegsdienstverweigerer sei und er keinen Militärdienst ableisten werde. Nach Erstellung eines Berichts wurde dieser dem Militärstaatsanwalt in Corlu vorgelegt, der Halil Savda wegen "Beharren auf Ungehorsam" anklagte.
Statt Halil Savda zu seiner Handlung zu befragen, schrie der Militärstaatsanwalt ihn in der Anhörung an und rügte ihn. Er verwies auf die früheren Verfahren von Halil Savda und behauptete, dass dieser lediglich Propaganda für die PKK betreiben wolle und er dies nicht erlauben werde. Halil Savda war unter diesen Bedingungen nicht mehr bereit eine Aussage zu machen.
Der Militärstaatsanwalt schickte Halil Savda danach wieder zur Einheit zurück, ohne ihn selbst in Gewahrsam zu nehmen. Die Einheit nahm Halil Savda in Disziplinararrest.
Am Freitag, den 26. Januar 2007 wurde Halil Savda im Disziplinararrest der 8. Panzerbrigade schwer misshandelt. Der diensthabende Hauptfeldwebel, zwei Wachhabende und ein Offizier drückten Halil Savda in der Zelle mit dem Gesicht gegen die Wand, drückten seine Beine auseinander und begannen ihn zu schlagen. Nachdem Halil Savda auf den Boden gefallen war, traten sie ihn weiter und schrieen: "Du bist ein Verräter, Du bist ein Terrorist." Sie versuchten zudem, Halil Savda daran zu hindern, zu schreien, indem sie ihm einen schmutzigen Knebel in den Mund steckten. Wegen der Schläge schwoll das Gesicht von Halil Savda an, seine Lippen platzten auf und bluteten.
Später wollten die gleichen Soldaten Halil Savda durchsuchen. Sie schikanierten ihn weiter und forderten ihn auf, seine Kleidung auszuziehen. Um weitere Misshandlungen zu verhindern, zog sich Halil Savda bis auf die Unterwäsche aus. Nachdem seine Kleidung beiseite gelegt worden war, wurde er in eine Zelle gebracht, in der es weder eine Sitz-, noch eine Schlafgelegenheit gab. Dort wurde er drei Tage lang festgehalten. Er musste auf dem Betonboden schlafen, ihm wurde noch nicht einmal ein Laken gegeben.
Halil Savda trat aus Protest gegen die Ereignisse für fünf Tage in Hungerstreik, bis er seine Rechtsanwältin traf. Der Kommandeur der Arrestanstalt erschien am Montag und schritt ein. Halil erklärte, dass sich seine Situation danach gebessert habe.
Suna Coskun: Pressemitteilung vom 2. Februar 2007. Übersetzung aus dem Englischen: Rudi Friedrich. Der Beitrag erschien in: Connection e.V. und AG "KDV im Krieg" (Hrsg.): Rundbrief »KDV im Krieg«, März 2007.
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