Halil Savda

Halil Savda

Halil Savda

Kurzportrait

(07.03.2011)  

Der türkische Kriegsdienstverweigerer Halil Savda war immer wieder wegen seiner Kriegsdienstverweigerung inhaftiert. Zuletzt saß er vom 27. März bis 25. November 2008 wegen Desertion und Ungehorsam im Gefängnis. Am 25. April 2008 wurde er ausgemustert.

Halil Savda ist weiter als Kriegsdienstverweigerer aktiv. Wegen einer öffentlichen Solidaritätserklärung für israelische Verweigerer wurde er nun am 4. März 2011 rechtskräftig zu einer Haftstrafe von fünf Monaten verurteilt, die er in Kürze zu verbüßen hat. Wegen öffentlicher Unterstützung des Kriegsdienstverweigerers Enver Aydemir ist ein weiteres Verfahren wegen "Distanzierung des Volkes vom Militär’ anhängig.

Halil Savda war früher Angehöriger der PKK, der Kurdischen Arbeiterpartei, die einen bewaffneten Kampf gegen die Türkei führte und führt. Allerdings wandte er sich im Jahre 2004, als er deswegen eine Haftstrafe verbüßte, davon ab: "Im Gefängnis setzte ich mich intensiv mit der Gewaltfrage auseinander. Ich las von anderen Kriegsdienstverweigerern und ihrem Kampf, was mich sehr ansprach. Ich fühlte, dass dies meiner inneren Überzeugung entsprach und wurde so selbst zum Kriegsdienstverweigerer."

Halil Savda ist aktiv im Menschenrechtsverein und für das Bündnis zur Kriegsdienstverweigerung in Istanbul.

1974 wurde Halil Savda Sirna/Cizre geboren und besuchte dort die Hauptschule.

1993 wurde er festgenommen und für einen Monat in Sirnak/Cizre inhaftiert. Während der Haft wurde er wiederholt gefoltert. Das Staatssicherheitsgericht verurteilte ihn schließlich wegen "Unterstützung einer illegalen Organisation (PKK)".

1996 wurde er zum Militärdienst einberufen, wo er seine Grundausbildung ableistete. Nach der Grundausbildung kam er aber dem Marschbefehl zu einer anderen Einheit nicht nach.

1997 wurde er erneut verhaftet, das Staatssicherheitsgericht in Adana verurteilte ihn wegen "Mitgliedschaft in einer illegalen Organisation (PKK)" zu einer Haftstrafe von 15 Jahren.

18.11.2004: Er wurde aufgrund von Änderungen des türkischen Strafgesetzbuches aus der Haft entlassen und wegen seiner Desertion der Gendarmerie in Antep überstellt. Hier wurde er sechs Tage lang in eine Isolationszelle gesperrt.

25.11.2004: Halil Savda wurde "seiner Einheit" in Corlu-Tekirdag überstellt. Dort erklärte er, dass er nicht als Soldat dienen könne. "Im Gefängnis setzte ich mich intensiv mit der Gewaltfrage auseinander. Ich las von anderen Kriegsdienstverweigerern und ihrem Kampf, was mich sehr ansprach. Ich fühlte, dass dies meiner inneren Überzeugung entsprach und wurde so selbst zum Kriegsdienstverweigerer."

16.12.2004: Das Militärgericht in Corlu verhörte ihn und nahm ihn im Anschluss wegen "Beharren auf Ungehorsam" fest.

28.12.2004: Er wurde nach der Verhandlung freigelassen, zugleich aber aufgefordert, sich zur Ableistung des Militärdienstes bei "seiner Einheit" zu melden. Dieser Aufforderung kam er nicht nach. Er ging stattdessen nach Hause.

4.1.2005: Halil Savda wurde vom Militärgericht in Corlu wegen "Beharren auf Ungehorsam" zu 3 Monaten und 15 Tagen Haft verurteilt. Er legte Berufung gegen das Urteil ein.

13.8.2006: Das türkische Militärberufungsgericht hob die Entscheidung im Verfahren vom 4.1.2005 wegen Verfahrensfehlern auf.

21.10.2006: In Istanbul wurde die Plattform zur Kriegsdienstverweigerung gegründet, an der sich 15 türkische Organisationen und Parteien beteiligen. Halil Savda wurde zum Sprecher der Plattform benannt.

7.12.2006: Das Militärgericht in Corlu nahm das Verfahren wegen "Beharren auf Ungehorsam" wieder auf.

25.1.2007: Das Militärgericht in Corlu entließ ihn aus der Haft, überstellte ihn allerdings der Einheit der 8. Panzerbrigade in Tekirdag. Dort wurde er aufgefordert, eine Uniform anzuziehen, was er erneut verweigerte. Daraufhin wird er ein zweites Mal angeklagt.

26.1.2007: Er wurde von vier Wachhabenden der Arrestanstalt in der Militäreinheit in Tekirdag schwer misshandelt und drei Tage lang nur mit seiner Unterwäsche bekleidet in eine Zelle ohne Sitz- und Schlafgelegenheit gesperrt.

15.3.2007: Vom Militärgericht in Corlu wurde Halil Savda im ersten Verfahren zu einem Jahr wegen Desertion und dreieinhalb Monaten wegen Ungehorsam verurteilt. Er legte gegen das Urteil Berufung ein. Zugleich wurde er erneut einberufen, was er verweigerte.

12.4.2007: Halil Savda wurde vom Militärgericht in Corlu ein zweites Mal verurteilt: zu einer Haftstrafe von sechs Monaten wegen Befehlsverweigerung. Das Urteil wurde in der Berufungsverhandlung bestätigt.

28.7.2007: Halil Savda wurde nach Verbüßung der zweiten Haftstrafe (sechs Monate) aus der Haft entlassen. Die erste Haftstrafe war noch nicht rechtskräftig und wurde daher nicht vollstreckt. Zugleich ordnete das Militärgericht seine Überstellung an das Rekrutierungsbüro an. Dort wurde er erneut einberufen und erhielt einen Marschbefehl. Diesem kam er nicht nach. Er kehrte nach Hause zurück.

27.3.2008: Anlässlich einer Solidaritätsaktion für den wenige Tage zuvor inhaftierten Kriegsdienstverweigerer Ismail Saygi wurde Halil Savda festgenommen. Er hat nun seine erste Haftstrafe von einem Jahr und dreieinhalb Monaten zu verbüßen, die kurz zuvor vom Berufungsgericht bestätigt wurde.

25.4.2008: Halil Savda wird gegen seinen Willen ausgemustert "für Friedenszeiten".

25.11.2008: Halil Savda wird wegen guter Führung vorzeitig aus der Haft entlassen.

17.06.2010: Halil Savda wird wegen ’Distanzierung des Volkes vom Militär’ verurteilt. Er hatte gemeinsam mit anderen Aktivisten öffentlich den türkischen Kriegsdienstverweigerer Enver Aydemir unterstützt. Halil Savda legt Berufung gegen das Urteil ein.

04.3.2011: Halil Savda wird rechtskräftig wegen ’Distanzierung des Volkes vom Militär’ zu fünf Monaten Haft verurteilt, weil er am 1. August 2006 öffentlich seine Solidarität mit israelischen Verweigerern bekundete.

Connection e.V., Stand vom 25. November 2008

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